Eine junge Frau schiebt ein Fahrrad durch einen Stadtteil

Offene/aufsuchende Kinder- und Jugendarbeit

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Ein Schwerpunkt der öffentlichen Jugendhilfe ist die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit beispielsweise in Jugendhäusern oder -zentren stehen niedrigschwellig für alle Kinder und Jugendlichen offen und bedürfen keiner Mitgliedschaft oder anderen Voraussetzungen.

2022 hat sich die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit in Hessen gegründet, um Akteure im Themengebiet zu vernetzen und Impulse zu setzen.

Ein Bestandteil der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist die mobile/ aufsuchende Jugendarbeit. Mobile Jugendarbeit versteht sich als niedrigschwelliges Angebot vor Ort und begibt sich hierfür an Treffpunkte von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum. In Hessen setzt sich die LAG Streetwork / Mobile Jugendarbeit Hessen e.V. für die Vernetzung und Fortbildung der Akteure sowie für die Fortentwicklung des Themenfelds auf Landesebene ein. Die LAG hat Leitlinien für Mobile Jugendarbeit / Streetwork erstellt, welche seitens des Landesjugendhilfeausschusses als landesweite Empfehlung beschlossen wurden. Nähere Informationen finden Sie hierÖffnet sich in einem neuen Fenster

In den Jahren 2019 bis 2021 wurde auf Anregung des Fachausschusses Jugendarbeit des Landesjugendhilfeausschusses und unter der Federführung des bsj Marburg die seitens des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration finanzierte Studie „Wozu Jugendarbeit? Studie zu den Potentialen und zum Nutzen Offener Kinder- und Jugendarbeit in Hessen“ durch die Frankfurt University of Applied Sciences durchgeführt. Die Studie, welche auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeit von Jugendhäusern untersucht hat, kann hierÖffnet sich in einem neuen Fenster heruntergeladen werden.

Umfangreiche Informationen und fachliche Anregungen zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit bietet die Internetplattform „Alles Wissen in der Offenen JugendarbeitÖffnet sich in einem neuen Fenster“ und der Internetauftritt des Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und JugendarbeitÖffnet sich in einem neuen Fenster.

Projekte freier und öffentlicher Träger

Im Rahmen eines Förderaufrufes fördert die Landesregierung in den Jahren 2024 und 2025 vier Projekte der Aufsuchenden Jugendarbeit in ländlichen Gebieten mit rund 290.000 Euro. Nach der ersten Phase des Programms „Aufsuchenden Jugendarbeit in ländlichen Gebieten“ im Jahr 2023, die die Bedarfsermittlung und Konzepterstellung unter Beteiligung von Jugendlichen zum Ziel hatte, kann mit Phase zwei die Umsetzung und Erprobung über zwei Jahre erfolgen.

Gefördert werden folgende Projekte:

Bereits 2023 wurde die unter enger Beteiligung der Jugendlichen durchgeführte Konzepterstellung für das Projekt „Aufsuchende Jugendarbeit Pfungstadt“ in Pfungstadt gefördert – ein Konzept, das jetzt in konkrete Maßnahmen überführt und über zwei Jahre umgesetzt wird und zum Ziel hat, dass Kinder und Jugendlichen als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt wahrgenommen werden und ihre Anliegen und Wünsche einbringen und vertreten können. Dafür sind zum Beispiel Austausch- und Kontaktformate zwischen Jugendlichen und Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalpolitik, der Einsatz von Jugendscouts, aber auch ein Café von und für Jugendliche sowie Kreativprojekte wie Graffitiaktionen geplant. Die bestehenden Angebote der Jugendarbeit vor Ort werden durch aufsuchende Arbeit ergänzt, wodurch mehr Kinder und Jugendliche angesprochen und weitere Freiräume für junge Menschen in der Stadt ermöglicht werden können.

Mit dem Projekt „Spiel- und Beteiligungsmobil Wolfhagen“ der Stadt Wolfhagen im Landkreis Kassel wird ein Spiel- und Beteiligungsmobil eingerichtet, das die bestehenden Angebote der Stadt ergänzt. Nach einer umfangreichen Befragung von Kindern und Jugendlichen wird dem Bedarf eines mobilen Angebots nachgekommen. Das Spiel- und Beteiligungsmobil wird in an den Treffpunkten der Jugendlichen in verschiedenen Stadtteilen sowie einer Flüchtlingsunterkunft eingesetzt. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, die von den bisherigen Angeboten nicht erreicht werden. Das Projekt legt den Fokus auf Beteiligungsprojekte, so dass die inhaltliche Programmgestaltung der Angebote von den jungen Menschen mitbestimmt werden kann. Es wird auch Aktionen geben, um die Themen der Kinder und Jugendlichen in den Gremien und der Verwaltung zu präsentieren und in die Öffentlichkeit zu bringen.

Der „JuLa-Treff - Jugend auf dem Land“ im Landkreis Schwalm-Eder wird Kommunen im Landkreis dabei unterstützen, bestehende Strukturen um Angebote Aufsuchender Jugendarbeit zu ergänzen, die gemeinsam mit der Zielgruppe weiterentwickelt werden sollen. Dabei spielt Vernetzung der vorhandenen Strukturen und das Herstellen von Synergieeffekten eine große Rolle. Die Beteiligung der jungen Menschen vor Ort ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Projektes, da so bedarfsorientierte Angebote entwickelt und umgesetzt werden können. Dazu dienen Kick-Off-Veranstaltungen in ausgewählten Städten und Gemeinden, um das Projekt gemeinsam mit Verwaltung, Vereinen, bestehenden Jugendgruppen und weiteren Akteurinnen und Akteuren zu starten.

Das Projekt „Mobil unterwegs“ des JEF e.V. in Cölbe im Landkreis Marburg Biedenkopf plant die Umsetzung von niedrigschwelligen Angeboten, die sich die Jugendlichen vor Ort gewünscht haben. Dabei sollen Pop-up-Sitzgelegenheiten an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum aufgestellt werden, die mit den Jugendlichen gebaut und nach der Aufstellung auch von ihnen betreut werden. Ein ähnliches Vorgehen wird bei der Errichtung einer Pump Track angestrebt, die im Gegensatz zu den Sitzgelegenheiten einen festen Standort erhalten soll. Dem formulierten Bedarf von Mädchen vor Ort wird in Form eines regelmäßigen Mädchen-Treffs nachgekommen, der ihnen neben der Freizeitgestaltung und einer Ferienfreizeit auch einen „Safe Space“ für ihre Themen und Anliegen bietet. Ergänzt wird das Projekt durch ein Angebot digitaler Jugendarbeit, das auf Wunsch und durch Beteiligung der Jugendlichen entstehen wird und auch diejenigen erreichen soll, die an den bestehenden Angeboten nicht partizipieren.

In der ersten Phase 2023 wurden folgende Projekte gefördert:

Das Projekt Aufsuchende Jugendarbeit in Gladenbach des Vereins zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit e.V. (bsj Marburg) überprüfte, welche Formate der Jugendarbeit für die Gemeinde Gladenbach passend sind. Besonderes Augenmerk lag dabei auf queeren Jugendlichen. Mit niedrigschwelligen und partizipativen Methoden wie Sozialraumbegehungen und Online-Befragungen wurden Bedarfe ermittelt und Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vor Ort ergänzt und weiterentwickelt.

Im Projekt JuLa-Treff – Jugend auf dem Land plante der Landkreis Schwalm-Eder die Einrichtung einer Koordinierungsstelle auf Kreisebene. Gemeinsam mit den beteiligten Städten und Gemeinden erhob sie den Bedarf an Jugendangeboten. Individuelle Interessen und Bedürfnisse der jungen Menschen wurden so in eine fachliche und fachpolitische Dimension übersetzt und für eine Planung handhabbar gemacht. Hieraus entstand für den Landkreis ein schlüssiges Konzept zur mobilen Jugendarbeit.

Mit dem Projekt Mobile Daten und Mobile Jugendarbeit in Cölbe leider nur eingeschränkt verfügbar wurde vom Verein Junge Entwicklung Fördern eine Bedarfserhebung in Cölbe zur Weiterentwicklung der klassischen Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt, um bedarfs- und sozialraumorientierte Angebote der Mobilen/Aufsuchenden Jugendarbeit für Jugendliche anbieten zu können. Ziel war ein Konzept, das mit Beteiligung von Jugendlichen erstellt wird und die konkrete Gestaltung der Angebote der Aufsuchenden Jugendarbeit in der Kommune beschreibt. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Zielgruppe der Jugendlichen, die von den bisherigen Angeboten der Jugendarbeit nicht erreicht wurden. Neben klassischen Methoden wurden niedrigschwellige digitale Tools wie eine Online-Befragung eingesetzt.

Der St. Elisabeth-Verein Marburg e.V. plante in seinem Projekt eine Erweiterung der bestehenden Care-Leaver-Sprechstunde. Mit diesem Projekt wurden junge Menschen im Alter von 17 bis 27 Jahren angesprochen, die zuvor in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe gelebt haben. Zielsetzung der Maßnahme war, dass junge Menschen Zugang zu Angeboten der Jugendhilfe nach § 11 SGB VIII (Jugendarbeit) und §13 SGB VIII (Jugendsozialarbeit) erhalten. Dieses Projekt skizzierte einen Brückenschlag zwischen den Angeboten der Hilfen zur Erziehung und den Angeboten der Jugendarbeit. Durch ein niedrigschwelliges Setting wurde an die freiwilligen Angebote der Jugendarbeit herangeführt. Das Projekt wurde in die bestehenden Strukturen der Jugendarbeit eingebunden.

Die Jugendförderung der Stadt Pfungstadt plante eine Bedarfsermittlung und konzeptionelle Weiterentwicklung der Angebote der Jugendarbeit in Pfungstadt. Ziel war es, an den Anliegen und Bedarfen der Jugendlichen ausgerichtet neue Räume und Aneignungsmöglichkeiten für Jugendliche in Pfungstadt zu erschließen. Die Bedarfserhebung basierte auf partizipativer Projektarbeit mit unterschiedlichen Gruppen von Jugendlichen, dabei wurde auch der Hessentag als Veranstaltung genutzt. Die Ergebnisse wurden zur (Weiter-)Entwicklung und Ausweitung der Angebote der Mobilen Jugendarbeit in Pfungstadt sowie bestehender Netzwerke und Kooperationen genutzt. Eine Projektgruppe Dialog mit Kommunalpolitik und Verwaltung entwickelte jugendgerechte und zielführende Formen des Dialogs zwischen Jugendlichen und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern.

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